“Wir akzeptieren die Meinung der 12 Apostel”

Frankfurt – Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen während der LGBTQIA-Jubiläumsveranstaltung im Freizeitpark Buena Ventura Adventures (BVA) wächst die Kritik an der Parkleitung weiter. Auf einer Medienkonferenz äußerte sich das Unternehmen erstmals ausführlicher zu den Vorfällen – und sorgte mit seinen Aussagen für neue Kontroversen.

Zwar verurteilte die Parkleitung die Gewalt, die es bei der Demonstration der religiös-fundamentalistischen Gruppe „12 Apostel“ gegeben hatte. Eine klare Distanzierung von der Gruppierung selbst oder von deren Weltbild blieb jedoch aus. Stattdessen betonte BVA, man akzeptiere „die Meinung der 12 Apostel“. Diese Haltung stößt bei Beobachtern und Interessenvertretungen auf scharfe Kritik.  Das Unternehmen beschwichtigt in einer Stellungnahme nach der Medienkonferenz: “Es obliegt uns nicht, die Regeln der freien Meinungsäusserung zu bestimmen. Weiter lassen wir jegliche Meinungen zu, was nicht bedeutet, dass wir diese inhaltlich unterstützen.”

Die „12 Apostel“ hatten zuvor erklärt, ihre Aktion sei als friedliche Demonstration gedacht gewesen, um auf „traditionelle christliche Werte“ aufmerksam zu machen. Besucher:innen und Vertreter:innen der LGBTQIA-Community schilderten hingegen Bedrängung, Blockaden und massive Angstgefühle. „Wir hatten Angst um unser Leben“, berichtete eine Besucherin.

Dass sich die Parkleitung in dieser Lage nicht eindeutig von der Gruppierung distanzierte, sondern lediglich die Gewalt verurteilte, wirft aus Sicht von Kritiker:innen grundsätzliche Fragen auf: Welche Verantwortung übernimmt ein Freizeitpark, der sich als familienfreundlich und offen präsentiert, wenn extrem polarisierende Akteure innerhalb des Geländes agieren?

Noch schwerer wiegen Vorwürfe, die über den konkreten Vorfall hinausgehen. Nach Recherchen und übereinstimmenden Berichten mehrerer Mitarbeitender soll es bei BVA seit Längerem zu systematischer Diskriminierung homosexueller Angestellter kommen. Interne Dokumente, die Medienschaffenden vorliegen, stützen diese Vorwürfe. Demnach sind queere Mitarbeitende benachteiligt, unter Druck gesetzt oder in ihrer Sichtbarkeit eingeschränkt worden.

Mit diesen Vorwürfen konfrontiert, wollte sich die Parkleitung auf der Medienkonferenz nicht inhaltlich äußern. Man verwies lediglich darauf, dass man sich „zu internen Personalangelegenheiten grundsätzlich nicht äußere und es sich genauer anschaut“. Eine klare Zurückweisung der Diskriminierungsvorwürfe erfolgte nicht.

Für viele Beobachter:innen entsteht so der Eindruck eines Unternehmens, das zwar um Schadensbegrenzung bemüht ist, aber strukturelle Probleme nicht adressiert. Während sich Besucher:innen während der Eskalation im Park allein gelassen fühlten und Vertreter:innen der LGBTQIA-Community von einem massiven Vertrauensbruch sprechen, bleibt BVA zentrale Antworten schuldig.

Der Fall wirft damit nicht nur Fragen zur Sicherheit bei Großveranstaltungen auf, sondern auch zur Haltung des Unternehmens gegenüber Vielfalt, Verantwortung und den eigenen Mitarbeitenden. Kritiker:innen fordern nun eine unabhängige Aufarbeitung – nicht nur der Ereignisse dieses Tages, sondern der Unternehmenskultur insgesamt.


Posted

in

by

Tags:

Comments

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *