SPIEGEL Online – Frankfurt am Main – pb – Der Freizeitpark-Konzern Buena Ventura hat nach SPIEGEL-ONLINE-Recherchen erstmals eingeräumt, dass gleichgeschlechtliche Paare bei internen Leistungen bislang schlechtergestellt wurden. In einer Stellungnahme an die Redaktion bestätigt die Medienstelle, dass die geleakte Tabelle zu Flitterurlauben und Hochzeits-Ferientagen aus einer „internen HR-Auswertung“ stammt und „den aktuellen Stand der historisch angewendeten Regelungen“ widerspiegelt.
Aus der Auswertung ging hervor: Verheiratete Mitarbeitende erhielten zu Hunderten bezahlte Flitterurlaube und zusätzliche Ferientage, Beschäftigte in eingetragener Partnerschaft dagegen keinen einzigen – obwohl Anfragen gestellt wurden.
Die Unternehmenskommunikation führt dies nun auf „veraltete arbeitsvertragliche Regelungen“ zurück, die sich ausschliesslich am Zivilstand „verheiratet“ orientiert hätten und „über Jahre hinweg automatisiert angewendet“ worden seien. Man habe der „gesellschaftlichen und rechtlichen Entwicklung nicht ausreichend Rechnung getragen“.
Bemerkenswert deutlich fällt die Selbstkritik aus: Die aufgezeigten Zahlen stünden „im Widerspruch zu unserem Anspruch auf Offenheit, Respekt und Vielfalt“, heisst es. Dass die Ungleichbehandlung intern nicht früher korrigiert worden sei, entspreche „nicht unseren Werten“. Daraus ergebe sich ein „klarer Handlungsauftrag“.
Buena Ventura kündigt zugleich eine Kurskorrektur an: Die Regelungen zu Flitterurlaub und Hochzeits-Ferientag würden „kurzfristig angepasst“. Künftig sollen eingetragene Partnerschaften und Ehen „unabhängig von Geschlecht oder Zivilstandsform gleichbehandelt“ werden. Ob auch eine nachträgliche Entschädigung für bislang benachteiligte Mitarbeitende geplant ist, blieb in der Antwort offen.
Für den Konzern, der sich nach aussen gern mit Pride-Events, Regenbogen-Merchandise und Diversity-Botschaften präsentiert, ist die Stellungnahme faktisch ein Eingeständnis, dass die interne Praxis dieser Botschaft bisher nicht standhielt. Während die Leitung in der Öffentlichkeit für „Offenheit, Respekt und Vielfalt“ wirbt, basierten zentrale Mitarbeiterleistungen jahrelang auf einem Schema, das gleichgeschlechtliche Paare ausschloss.
Mit der nun angekündigten Reform versucht Buena Ventura, den Schaden zu begrenzen – die Frage, warum es erst eines Whistleblowers und eines Datenleaks bedurfte, um die Ungleichbehandlung zu beenden, dürfte das Unternehmen jedoch weiter begleiten.
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