“Frankfurt ist nicht Florida”

Der Druck auf Buena Ventura wächst. Nachdem der Freizeitpark Konzern eingeräumt hat, gleichgeschlechtliche Paare bei internen Leistungen über Jahre hinweg benachteiligt zu haben, erhebt nun auch die LGBTQIA Organisation Pink Sky schwere Vorwürfe. In einer Stellungnahme spricht die Gruppe von einem „totalen Versagen der Fürsorgepflicht“ und wirft Buena Ventura vor, europäische Standards dem Profitdenken einer US-geprägten Konzernlogik zu opfern.

Konzern verantwortlich

Auslöser ist die bestätigte Information, dass grundlegende HR Policy Rahmenbedingungen, darunter Zusatzleistungen wie Flitterurlaub und zusätzliche Hochzeits Ferientage, konzernweit durch die Buena Ventura Adventure Inc. vorgegeben wurden. Zwar betont das Unternehmen, die konkrete Umsetzung sei lokal erfolgt und Anpassungen seien grundsätzlich möglich gewesen. Doch für Pink Sky ist klar: Die strukturelle Verantwortung liegt beim Konzern.

„Buena Ventura behandelt Frankfurt wie eine US Stadt“, erklärt Pink Sky. Entscheidungen würden in einem Umfeld getroffen, in dem LGBTQIA Rechte häufig politisiert seien. Das Ergebnis sei absehbar gewesen: mangelnder Schutz, strukturelle Benachteiligung und eine Diskrepanz zwischen Marketing und Realität.

Der Vorwurf geht dabei weit über die HR Frage hinaus. Pink Sky stellt einen direkten Zusammenhang zwischen konzernweiter Steuerung und einem kürzlich bekannt gewordenen Vorfall bei einem LGBTQIA Event im Park her. Dass es dort zu massiven Übergriffen kam, wertet die Organisation als Ausdruck eines Systems, das Sicherheits- und Antidiskriminierungsfragen nicht mit der in Europa gebotenen Ernsthaftigkeit behandle. „Frankfurt ist nicht Florida“, heisst es in der Stellungnahme.

In Europa sei der Schutz von Minderheiten keine freiwillige Zusatzleistung, sondern gesetzlich verankert. Wer hier Geschäfte mache, unterliege dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz und habe eine aktive Garantenstellung. Dass die US Zentrale diese Verantwortung offenbar nicht ausreichend wahrgenommen habe, sei kein kulturelles Missverständnis, sondern ein Rechtsproblem.

Besonders schwer wiegt der Vorwurf der Doppelmoral. Buena Ventura nutze die LGBTQIA Community wirtschaftlich, so Pink Sky, bewerbe Pride Events und Vielfalt, importiere zugleich aber Arbeits und Sicherheitsstandards, die in Europa nicht akzeptabel seien. Die Community werde als Umsatztreiber angesprochen, aber nicht konsequent geschützt.

Buena Ventura weist zurück, dass das Engagement für Vielfalt reine Fassade sei. Man nehme den Pinkwashing Vorwurf ernst und räume ein, dass interne Regelungen dem eigenen Anspruch nicht gerecht geworden seien. Die Fehler würden benannt, die Strukturen überprüft und die HR Policies angepasst. Gleichstellungsgesetze und Diskriminierungsverbote seien für das Unternehmen zentral.

Gleichzeitig bleibt vieles offen. Zu Prüfungen auf Konzernebene, zur Kenntnis der US Zentrale über europäische Rechtslagen oder zu internen Eskalationen äussert sich das Unternehmen nicht. Man könne nicht für den Konzern sprechen, heisst es mehrfach. Die Anpassung der Regelungen sei nun mit der Konzernzentrale in Abstimmung.

Pink Sky fordert Emanzipation

Für Pink Sky reicht das nicht. Die Organisation fordert die Geschäftsführung auf, sich von den Vorgaben aus den USA zu emanzipieren und europäische Standards bei Sicherheit und Antidiskriminierung konsequent umzusetzen. Solange das nicht geschehe, sei der Park kein Ort des Abenteuers, sondern ein Sicherheitsrisiko.

Der Fall zeigt, wie schnell internationale Konzernstrukturen in Konflikt mit lokalen Werten und Gesetzen geraten können. Und er wirft eine unbequeme Frage auf: Wie glaubwürdig ist ein Diversity Versprechen, wenn es dort endet, wo Konzernstandards beginnen.


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